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Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr

Der Hund ist „des Menschen bester Freund“, so sagt man. Und in vielen Fällen kann man dieser Aussage nur zustimmen. Doch sollte eine gute Freundschaft bekanntlich gegenseitigen Respekt beinhalten, ein ausgeglichenes Verhältnis von Geben und Nehmen und Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse des anderen.

Wer sich aber so anschaut, wie viele Hunde hierzulande „erzogen“ werden, wobei immer noch Strafmaßnahmen aus vergangenen Jahrhunderten wie Nackenschütteln, in die Seite kneifen, an den Ohren ziehen, Würgehalsbänder sowie Schellen und Spritzflaschen zum Erschrecken ganz normaler Alltag sind – von Schlägen, Tritten und Stromschlägen reden wir mal gar nicht, obwohl auch das vorkommt und sogar immer noch von einigen Trainern empfohlen wird –, kommt nicht umhin zu denken, wer solche „Freunde“ hat, der braucht wahrlich keine Feinde mehr.

Ganz besonders verwerflich, da dieser Bereich von unserem Tierschutzgesetz kaum reglementiert ist und die Täter ohne Strafen zu erwarten quasi alles tun dürfen, wozu sie Lust haben, sind die Tierversuche. Natürlich alles im Namen der „Wissenschaft“. Jeder Tierversuch muss in Deutschland beantragt und genehmigt werden, aber es werden nur sehr wenige Vorhaben abgelehnt. Diese Grauzone der völlig legalen Tierquälerei betrifft alle Tiere, vom Wasserfloh über den Nacktmull bis zum Kamel. Die Menschen lassen keine Möglichkeit aus, für ihren makabren „Wissensdurst“ (oder ist es am Ende doch nur die Lust am Quälen?) Tiere leiden zu lassen. An Hunden werden insbesondere Toxizitäts-Tests (also Tests auf Giftigkeit von Substanzen) vorgenommen. Das ist auch ganz öffentlich. Man kann es z.B. in der Packungsbeilage des Mittels Simparica Sarolaner (ein Insektizid, das Hunde in Tablettenform bekommen) nachlesen. Ich zitiere:

„In einer Sicherheitsstudie wurde das Tierarzneimittel 8 Wochen alten Beagle-Welpen in Dosierungen entsprechend des 0-, 1-, 3- und 5-fachen der maximalen Behandlungsdosis von 4 mg/kg in Intervallen von 28 Tagen 10 mal oral verabreicht. Beim der maximalen Behandlungsdosis von 4 mg / kg wurden keine Nebenwirkungen beobachtet. In der Gruppe der Überdosierungen wurden bei einigen Tieren vorübergehende und selbstlimitierende neurologische Symptome beobachtet: leichter Tremor beim 3-fachen der maximalen Behandlungsdosis und Konvulsionen beim 5-fachen der maximalen Behandlungsdosis. Alle Hunde erholten sich ohne Behandlung wieder. Sarolaner wurde von Collies mit defektem ‚Multidrug-Resistance-Protein 1‘ (MDR1 -/-) nach einmaliger oraler Verabreichung des 5-fachen der empfohlenen Dosis gut vertragen. Behandlungsbedingte klinische Symptome wurden nicht beobachtet.“

Im Klartext: Hier wurden also 8 Wochen alten Welpen starke Überdosierungen dieses Mittels gegeben, von dem noch nicht bekannt war, wie es wirken würde. Die 5-fache Dosis wurde einem Hundebaby verabreicht und danach wurde beobachtet, ob der Kleine Zuckungen (bei der 3-fachen Dosis), Störungen des Nervensystems, Anfälle oder Krämpfe (das sind die besagten „Konvulsionen“ bei der 5-fachen Dosis) erleidet oder womöglich stirbt (was dann vermutlich bei der 6-fachen Dosis passiert ist).

Hätten die Collies mit MDR1-Defekt das Mittel nicht vertragen, wären sie übrigens ganz elendig krepiert. – Glück gehabt, kann man da nur sagen.

Und das tun wir Menschen unseren besten Freunden an. Nicht gerade vertrauenerweckend, oder?

Im Kieler Tierheim, wo ich als Gassigeherin regelmäßig mit den Hunden unterwegs bin, landen immer wieder ganze Gruppen von Hunden, die aus schlechter Haltung befreit und von der Polizei beschlagnahmt wurden. Viele dieser Hunde haben ihr gesamtes Leben in einem Schuppen oder einer Wohnung verbracht und niemals die Welt draußen kennenlernen dürfen. Sie erschrecken vor allem, haben Angst vor Gras und dem Himmel, vor Menschen, vor Autos, vor Bäumen, vor Mülleimern … Die Liste ist beliebig erweiterbar.

Wie kommen Menschen dazu, Hunden so etwas anzutun? Es gibt viele Ursachen, die Psychologen schon für Animal Hoarding herausgefunden haben, aber sie haben alle eines gemeinsam: Selbstbezogenheit und die Unfähigkeit, sich in andere Lebewesen hineinzuversetzen. – Das können die meisten Hunde tatsächlich besser als so manche Menschen. Und für alle Zweifler: Ja, das wurde schon wissenschaftlich nachgewiesen. Hunde können durchaus Empathie empfinden.

Was mich ebenfalls in letzter Zeit immer stärker beschäftigt, ist die zunehmende Bereitschaft der Menschen, schon bei Kleinigkeiten Anzeige zu erstatten. Ohne die Folgen zu bedenken. Oder es ist ihnen einfach egal, ich weiß es nicht.

Da bellt ein Hund einen Radfahrer an, der erschreckt sich und fällt hin. Okay, das kann passieren. Aber nein, es wird sofort Anzeige erstattet. Der Hund und der Halter werden vom Ordnungsamt überprüft, vielleicht kommt es sogar zu einem Gerichtsverfahren. Und wenn der Hund ganz viel Pech hat, wird er als „gefährlich“ eingestuft und landet im Tierheim, weil sein Halter die Auflagen nicht erfüllen kann oder will. Nur wegen so einer Lappalie.

Was hätte der Radfahrer denn gemacht, wenn er sich vor einem plötzlich mit Blaulicht an ihm vorbeifahrenden Rettungswagen erschreckt hätte? Hätte er den auch angezeigt?

Es ist so viel Hass in den Menschen. Hass auf andere Menschen, Hass auf Tiere, Hass auf die ganze Welt. Alle sind scheiße, nur ich selbst nicht. Ich verstehe es nicht. Ich kann so etwas nicht begreifen.

Leben und leben lassen. Einfach mal etwas Toleranz zeigen. Akzeptieren, dass andere genauso wenig perfekt sind wie man selbst. Und das beziehe ich jetzt nicht nur auf Menschen untereinander, sondern auch auf die Beziehung zu unseren Hunden. Auch von Hunden darf man keine Perfektion erwarten, sie sind schließlich „auch nur Menschen“.

Wann ist uns diese Fähigkeit zur Toleranz abhandengekommen? Manchmal habe ich fast den Eindruck, dass die Geburt von Internet-Plattformen wie Facebook sehr stark damit verbunden ist. Nirgendwo findet man so viel ungehemmten Hass wie dort. Und Hass hat leider die unangenehme Eigenschaft, sich zu vermehren. Je mehr Menschen hasserfüllte Kommentare lesen, desto heftiger wird die Wut.

Ich hoffe nur, dass nicht unsere Tiere letzten Endes – wie es leider meist so ist – diejenigen sind, die unseren Hass und unsere Wut abbekommen. Denn wir müssen uns immer wieder das Eine vor Augen führen: Unsere Hunde glauben wirklich, dass wir ihre besten Freunde sind. Auch wenn wir Menschen uns ihnen gegenüber mal wieder wie die letzten Arschlöcher verhalten. Die Liebe eines Hundes, einmal gefasst, ist unerschütterlich. Und was bleibt ihm auch übrig? Er hat ja nur uns. Lasst uns diese Macht über ihn bitte niemals missbrauchen.

(Inga Jung, November 2019)

Ärzte gegen Tierversuche: Spendenverdopplungsaktion im September

 

Ich bin seit Jahren Fördermitglied im Verein „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ und spende zusätzlich zu meinem Mitgliedsbeitrag für besondere Projekte des Vereins.

Ich bin überzeugt davon, dass der Verein eine unglaublich wichtige und gute Aufklärungsarbeit leistet und im Laufe der Jahre schon viele Menschen erreichen konnte.

Es ist wichtig, den Menschen aufzuzeigen, dass Tierversuche nichts anderes sind als ein schrecklicher Irrtum und eine riesige Geldmaschine. Die meisten der im Tierversuch gewonnenen Erkenntnisse und entwickelten Arzneimittel versagen bei der Anwendung am Menschen, weil die Organismen von Tier und Mensch eben doch nicht völlig gleich sind. Eine Maus ist kein Mensch, auch wenn an ihr noch so viele gentechnische Veränderungen vorgenommen wurden.

Obwohl diese Ergebnisse lange bekannt sind und für viele Tests auch schon längst tierversuchsfreie Methoden vorliegen, die wirklich bahnbrechende Erkenntnisse liefern, wird sich von Seiten der Politik nichts ändern, insofern der öffentliche Widerspruch weiterhin so klein bleibt.

Das millionenfache Leiden und Sterben der Tiere unter dem Deckmantel der Wissenschaft wird von Steuergeldern gefördert. Es werden immer noch neue Labore gebaut, die letzten Endes doch nichts anderes sind als Folterkammern, und wir alle finanzieren das, ob wir wollen oder nicht.

Es wird einfach Zeit, dass wir dem einen Riegel vorschieben, denn die unendliche Qual der Tiere ist durch nichts zu rechtfertigen. Aufklärung, warum das so ist und warum andere Methoden sehr viel erfolgreicher sind, leistet der Verein „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ seit vielen Jahren.

Auch in anderen Ländern wie z.B. der Ukraine unterstützen die „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ nicht so finanzstarke Universitäten dabei, ihre Studenten ohne Tierversuche auszubilden, indem sie Computer und die notwendigen Programme zur Verfügung stellen und Schulungen anbieten.

Ein Unterstützer des Vereins hat sich nun bereiterklärt, alle im September 2016 eingegangenen Spenden zu verdoppeln, bis zu einem Maximalbetrag von 10.000 Euro. Werden also 100 Euro gespendet, legt er noch einmal 100 Euro drauf. Aus einer Spende von 400 Euro werden automatisch gleich 800 Euro usw.

Das ist eine großartige Gelegenheit für den Verein, in neue Projekte investieren zu können, die langfristig darauf abzielen, eine tierversuchsfreie Forschung durchzusetzen.

Wer also schon immer mal überlegt hat, einen wirklich guten Tierschutzverein unterstützen zu wollen, für den wäre jetzt im September die Gelegenheit, mit seiner Spende doppelt viel zu erreichen.

Alle nötigen Infos dazu gibt es hier auf der Vereins-Homepage:

https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/helfen/spenden

 

(Inga Jung, 31. August 2016)

Utopie

 

Was wäre, wenn es auf einmal auf der Erde eine Spezies gäbe, die genauso grausam und erfindungsreich wäre wie der Mensch? Sagen wir, diese Spezies nennt sich „Abc“.

Diese Abcs würden anfangen, Menschen zu züchten, sie gegen ihren Willen zu verpaaren und so viele Kinder wie möglich bekommen zu lassen. Die meisten Menschen, die so in Massen produziert werden, nennt die Spezies Nutz-Menschen.

Den Müttern wird ihr Baby kurz nach der Geburt weggenommen, damit ihre Milch abgezapft werden kann, bis sie erneut ein Kind erwarten und sich das Ganze wiederholt.

Wer keine Kinder mehr bekommen kann, wird auf einen Transporter geladen und in einem von vielen riesigen Todeshäusern qualvoll und unter großer Angst ermordet. Wer noch genießbar ist, wird zu Fleisch und Wurst verarbeitet. Ansonsten wird aus der Haut der Menschen Leder gemacht, mit dem Möbel und Autositze bezogen und Schuhe angefertigt werden.

Die Kinder der Nutz-Menschen werden einige Jahre lang auf engstem Raum zusammengedrängt in Hallen am Leben gehalten und gemästet, dann werden auch sie auf Transporter geladen und nach einer oft stundenlangen Fahrt in Hitze und Enge in einem der Todeshäuser ermordet.

Die Jungs werden nach einigen Monaten kastriert, damit ihr Fleisch zarter wird. Aus Kostengründen wird ohne Betäubung kastriert. Schmerzmittel gibt es auch keine, es sind ja nur Nutz-Menschen, für deren Wohlergehen sich kaum jemand interessiert, und die Schmerzmittel würden die Qualität des Fleisches beeinträchtigen.

Einige Millionen Menschen werden für Versuchslabore abgezweigt oder sogar speziell dafür gezüchtet. In den Laboren werden sie mit grausamen Experimenten gefoltert, die sie meist nicht überleben. Wenn gerade keine Experimente stattfinden, vegetieren sie in klinisch sauberen komplett gefliesten Gefängniszellen ohne Sonnenlicht vor sich hin.

Die meisten von uns werden niemals älter als 20 Jahre werden, viele sterben schon im Kleinkind-Alter, denn die Spezies hat einen enormen Hunger auf unser Fleisch, und das schmeckt nun einmal nicht mehr, wenn wir alt werden. Außerdem wäre es zu kostenintensiv, so viele Menschen zu lange durchzufüttern. Wir dürfen nur so lange leben, bis wir unser optimales Schlachtgewicht erreicht oder genügend Kinder geboren haben. Aber das Leben, das wir haben, ist ohnehin mehr ein Dahinvegetieren. Wir sehen niemals die Sonne und spüren niemals das Gras unter den Füßen. Wir leben auf Plastikboden und hocken in unseren eigenen Fäkalien.

Dann gibt es ein paar besondere Menschen, die von der uns beherrschenden Spezies im Haus gehalten werden. Diese nennt man Haus-Menschen. Meist werden sie im Kleinkindalter ins Haus gebracht, weil sie dann besonders anpassungsfähig sind. Manche werden gut behandelt, andere werden als Spielzeug für den Nachwuchs angeschafft, manche werden geschlagen und missbraucht. Wer Glück hat, kommt zu einigermaßen netten Vertretern der Abcs, aber wer Pech hat, kommt zu besonders grausamen, und denen ist er dann sein Leben lang komplett ausgeliefert. Oft werden die Haus-Menschen mit dem Fleisch von Nutz-Menschen gefüttert, unter anderem weil das durch die Massenmenschenhaltung sehr günstig zu bekommen ist. Diese privilegierten Haus-Menschen leben häufig in Käfigen und entwickeln dann Verhaltensstörungen, aber zumindest werden sie nicht ermordet. Wer in der Lage ist, sich an dieses unnatürliche Leben anzupassen, der kommt einigermaßen gut zurecht.

Eine relativ kleine Gruppe Menschen darf in den Feldern und Wäldern frei leben, man nennt sie Wild-Menschen. Aber sie müssen täglich um ihr Leben fürchten, denn die Abcs haben Spaß daran, sie zu jagen, und tun dies als Hobby in ihrer Freizeit. Einige der Jäger sind auf das Fleisch der frei lebenden Menschen aus, andere stopfen die Menschen aus und stellen sie sich als Trophäen in ihre Häuser oder hängen sich ihre präparierten Köpfe an die Wände. Vorzugsweise geschieht dies in den Restaurants, in denen es auch das Fleisch dieser Menschen zu essen gibt. Manchmal werden Treibjagden veranstaltet, auf denen dann bis zu 1000 Menschen auf einmal ermordet werden. Die Jäger legen sie dann in einer Reihe hin und machen stolz Fotos von den Leichen.

 

Diese Utopie, die sich anhört wie die Idee für ein Horrorfilm, ist gar nicht so weit hergeholt. Es ist tägliche Realität für Millionen von Tieren. Genau so und nicht anders gehen wir mit den Lebewesen, mit denen wir unseren Planeten teilen, um.

Und es ist keineswegs so, dass man Menschen und Tiere nicht in dieser Form vergleichen könnte. Es ist eine Tatsache, die nicht mehr angezweifelt wird, dass Schweine und Kühe ebenso ein Bewusstsein besitzen wie wir Menschen und durchaus in der Lage sind zu verstehen, was wir ihnen antun. Sie begreifen, dass wir sie quälen. Wenn sie ins Schlachthaus getrieben werden, wissen sie, was das bedeutet, und sie haben Angst. Todesangst.

Und warum diese ganze Quälerei? Damit wir Menschen billiges Fleisch essen und billige Lederschuhe kaufen können, damit wir billige Milch, billige Eier und billigen Käse bekommen. Wir unterscheiden uns in keinster Weise von den Abcs. Wir tun exakt dasselbe wie sie. Und das, was wir tun, wird von uns nur deshalb nicht als ein Verbrechen empfunden, weil wir selbst nicht die Opfer sind. Die Opfer sind die anderen. Wir selbst sind nicht betroffen, also ist es nicht so schlimm.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, zu welch grausamen Taten Menschen in der Lage sind, wenn ihr Tun gesellschaftlich akzeptiert und durch irgendeine Ideologie begründet ist. Da metzeln Missionare tausende von Menschen nieder, weil diese nicht bereit sind, sich ihrem Glauben anzuschließen. Da infizieren Pioniere ganze Völker mit tödlichen Krankheiten, weil sie meinen, sie hätten Anspruch auf das Land, auf dem diese seit Urzeiten gelebt hatten. Da vergasen Menschen Millionen von Menschen in Konzentrationslagern, weil Propagandafilme und Hetzreden sie davon überzeugt haben, dass deren Leben nichts wert sei. Da schlachten Menschen Milliarden von Tieren auf grausame Weise ab, weil sie ihr Fleisch essen oder zu Hundefutter verarbeiten oder auch einfach vergammeln lassen und wegwerfen wollen.

Alle diese Taten wurden von ganz normalen Leuten begangen. Leuten wie du und ich. Leuten, die in dem Moment geglaubt haben, sie täten das Richtige.

Alle diese Taten sind grausam und falsch, und es gibt keine einzige Begründung, die sie auch nur ansatzweise rechtfertigen könnte.

Wir müssen endlich aufhören, grundlos zu töten.

(Inga Jung, August 2015)

Gedanken über den Tierschutz

 

Tierschutz geht uns alle etwas an. Solange wir in einer Welt leben, in der Tiere direkt durch Misshandlung, Nutztierhaltung, Versuchstierhaltung etc. oder auch indirekt durch die Zerstörung ihrer Lebensräume ausgebeutet und bedroht werden, ist Tierschutz elementar. Wir brauchen mutige Menschen, die nicht wegsehen, sondern handeln. Die dort, wo sie können, zupacken und helfen.

Aber Tierschutz fängt auch im Kleinen an, im Alltag. Jeder, der ein Haustier hält, muss sich der Verantwortung bewusst sein, die er trägt. Er muss sich dessen bewusst sein, dass er dafür Sorge zu tragen hat, dass es diesem Tier gut geht und dass es nicht leiden muss. Und zwar ein Leben lang. Nicht nur solange es dem Menschen nützt, sondern auch dann, wenn es mal nicht so glatt läuft. Ein Haustier zu adoptieren bedeutet, eine Partnerschaft fürs Leben einzugehen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Auch die Hundeverhaltensberatung ist oft aktiver Tierschutz. An das Verhalten von Hunden werden heutzutage enorme Anforderungen gestellt, denen kaum ein Hund entsprechen kann. Viele Menschen erwarten zu viel von ihrem Hund, sind frustriert, wenn es nicht klappt, und greifen dann zu drastischen Maßnahmen. Oft sehe ich, dass Hunde durch unangemessene Strafen enorm unter Druck gesetzt und völlig überfordert werden. Und dann wundern sich die Menschen, dass ihre Hunde das Vertrauen in sie verlieren.

Mein Job besteht oft darin, den Übersetzer zu spielen und den Menschen zu erklären, dass ihr Hund sie keinesfalls ärgern will, sondern dass sie ihm einfach mehr Zeit lassen und ihm eine Rückmeldung geben müssen, wenn er etwas gut macht. Das alleine genügt manchmal schon, um die Beziehung zwischen Hund und Mensch entspannter und liebevoller werden zu lassen. Empathie und Mitgefühl mit dem Hund ist keineswegs als Schwäche oder Vermenschlichung zu deuten, sondern für eine gute Beziehung zum Hund einfach unerlässlich.

Aber wir müssen an alle Tiere denken und nicht nur an unsere Haustiere. Auch die sogenannten Nutztiere haben Gefühle, auch sie empfinden Schmerz, Angst und Trauer, das leugnet heutzutage keiner mehr, auch wenn die meisten Menschen es nur allzu gern verdrängen möchten.

Dabei ist „keine Zeit“ oder „kein Geld“ nun wirklich kein Argument, mit dem man sich hier aus der Verantwortung stehlen könnte. Niemand muss gleich eine Stiftung gründen oder vor einem Schlachthof eine Demo veranstalten, um dazu beizutragen, dass das Leid der Tiere geringer wird.

Es würde schon ausreichen, wenn jeder Mensch sich Gedanken darüber machen würde, was er isst, was für Kleider und Schuhe er trägt und was er seinen Haustieren zu fressen gibt. Wir wissen heute, dass der übermäßige Verzehr von Fleisch alles andere als gesund für uns Menschen ist. Warum also nicht einfach mal seltener Fleisch kaufen und das Geld, das man dadurch gespart hat, in Bio-Fleisch investieren? Oder, noch besser und keinesfalls ungesund, einfach komplett auf Fleisch verzichten.

Auch die konventionelle Produktion von Milch und Eiern ist kein Vergnügen für die Tiere. Glücklicherweise gibt es inzwischen in jedem Supermarkt eine große Auswahl an Bio-Produkten. Der Käufer hat die Wahl, welche Art der Tierhaltung er mit seinem Geld unterstützen und finanzieren möchte, denn schließlich geht es hier um Lebewesen, das darf man nie vergessen.

Das Billigfleisch aus der Massentierhaltung findet sich natürlich auch im Hundefutter wieder. Und die Stresshormone und Medikamente, die im Fleisch dieser Tiere enthalten sind, greifen auch die Gesundheit unserer Hunde an. Bio-Hundefutter kann man sich vielleicht nicht jeden Tag leisten. Aber es ist schon ein Anfang, es hin und wieder mal zu kaufen. Und es hat noch keinem Hund geschadet, ein- bis zweimal in der Woche einen vegetarischen Tag einzulegen, im Gegenteil, viele Hunde sind richtig wild auf Gemüse und Kartoffeln.

Echtpelzbesatz an Jacken, Handschuhen und Mützen ist seit einigen Jahren wieder absolut im Trend, und viele Menschen kaufen diese Kleidung völlig gedankenlos. Dabei steckt dahinter eine grausame Industrie, die man mit dem Kauf solcher Ware weiter finanziert.

Und auch wer für die Forschung spendet oder Reinigungsmittel kauft, sollte immer genau nachfragen, ob er mit seinem Geld nicht unbewusst sinnlose und grausame Tierversuche finanziert.

So können wir alle aktive Tierschützer sein, allein dadurch, dass wir bewusst in den Supermarkt gehen und nicht immer nur das billigste Produkt kaufen, sondern darüber nachdenken, was wir da in unseren Einkaufswagen legen und welche Auswirkungen dies hat. Wir alle tragen vielleicht unbewusst dazu bei, dass weiterhin Tiere für den Menschen leiden und sterben, aber wir können das ändern, indem wir einfach etwas bewusster durchs Leben gehen.

Es wäre schön, wenn wir in einer Welt leben würden, in der Tierschutz gar nicht notwendig ist, weil kein Tier missbraucht und misshandelt würde. Aber solange dies nicht der Fall ist, müssen wir alle aufmerksam durchs Leben gehen und aktiv dazu beitragen, dass wir das Leid der Tiere nicht noch vergrößern.

(Inga Jung, Januar 2015)

Mitgefühl mit Einschränkungen

 

Momentan ist sie in aller Munde – die Ice Bucket Challenge. Tausende Menschen der westlichen Welt (also der Länder, in denen Wasser im Überfluss vorhanden ist und niemand auf die Idee kommt, es könnte kostbar sein) kippen sich Eiswasser über den Kopf und spenden Millionen von Geldern an die ALS Association. Ohne sich Gedanken darüber zu machen, wofür ihr Geld eigentlich verwendet wird.

Die Krankheit ALS ist zweifelsohne schrecklich, und ich wünsche niemandem, daran zu leiden. Das Wörtchen „niemand“ schließt für mich aber nicht nur Freunde und Bekannte ein und ebenso nicht nur Menschen, sondern alle Lebewesen. Ich meine damit wirklich niemanden. Und hier scheiden sich die Geister.

Es ist bekannt, dass die ALS Association vorgibt, Tierversuche seien für die Erforschung dieser Krankheit notwendig. Es werden genmanipulierte Tiere gezüchtet, die bereits krank und leidend auf die Welt kommen und an denen dann bis zu ihrem grauenvollen Tod diverse „Therapiemethoden“ ausprobiert werden. Auch wenn die eine oder andere Methode bei Mäusen Erfolg hatte, erwiesen sich bisher alle bei der Erprobung am Menschen als Reinfall. Wie in vielen anderen Medikamentenstudien zeigt sich auch hier wieder einmal, dass Mensch und Maus eben doch nicht so hundertprozentig vergleichbar sind, und dass offenbar auch der künstlich hergestellte Gendefekt der Krankheit ALS nicht absolut gleicht.

Das führt nun aber nicht dazu, dass stattdessen neue, tierversuchsfreie Forschungsmethoden, die es durchaus bereits gibt, weiterentwickelt werden. Nein, ganz im Gegenteil, es hält die Wissenschaftler nicht davon ab, weiterhin Tausende von Tieren qualvoll zu Tode zu forschen, sondern es wird aktuell diskutiert, ob das Ganze nicht auch noch an anderen Tierarten wie z.B. Hunden ausprobiert werden kann. Hunde sind zwar teurer in der Haltung als Mäuse und Fische, aber dank der momentan massenweise reinkommenden Spendengelder kein Problem. Herzlichen Dank, liebe Spender!

Völlig perplex habe ich in den letzten Wochen auf Facebook Diskussionen verfolgen können, in denen Menschen, die ich bisher für durchaus nett und zurechnungsfähig gehalten hatte, äußerten, dass ihnen außerhalb ihrer eigenen Familie und ihrer eigenen Haustiere jegliches Leben egal sei. Allen Ernstes wurde hier postuliert, dass Tiere ruhig millionenfach leiden und sterben dürften, Hauptsache, es betrifft nicht die eigene Katze, die ja zur Familie gehört. Und wenn gar ein Verwandter erkranke, dürfe für seine Rettung die gesamte restliche Welt abkratzen.

Das ist eine Ansicht, die mich ehrlich gesagt komplett vor den Kopf schlägt, denn ich hätte nicht gedacht, dass sich jemand aus meinem Bekanntenkreis traut, so ein primitives und egozentrisches Weltbild öffentlich als Statement abzugeben. Es klammheimlich zu denken und sich anschließend dafür zu schämen, okay, aber diese überzeugte Kundgabe hat mich jetzt wirklich umgehauen.

Was dahintersteckt, ist klar und lange bekannt: Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins nannte es „das egoistische Gen“. Es bedeutet, dass Lebewesen darauf bedacht sind, das Überleben ihrer eigenen Gene zu sichern, und dass sie dafür auch durchaus über Leichen gehen. Dabei werden auch die Nachkommen von beispielsweise Geschwistern mitversorgt, weil diese ebenfalls die eigenen Gene tragen, während nichtverwandte Artgenossen im Zweifel umgebracht werden, wenn die Nahrungsressourcen knapp werden und es ums Überleben geht.

Kurz gesagt: Was hier wirkt, ist einer unserer primitivsten Antriebe. Das steckt im Menschen drin, das lässt sich nicht leugnen. Allerdings haben wir dem etwas mindestens ebenso Starkes entgegenzusetzen: unseren klaren Menschenverstand und unsere Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden. Zumindest dachte ich das bis vor kurzem noch. Die aktuelle Debatte belehrt mich gerade eines Besseren – oder Schlechteren, eher gesagt.

In unserer westlichen Welt, in der es uns gut geht, erweitern viele von uns ihre Empathiefähigkeit auf Freunde und Bekannte, wohingegen weiterhin das Schicksal von Menschen oder Tieren, die nicht namentlich bekannt sind, den meisten Leuten herzlich egal ist.

Ist es nicht traurig, dass wir auch nach Jahrtausenden der Evolution und kulturellen Entwicklung immer noch in der Steinzeit stecken und nicht in der Lage sind, uns in Lebewesen, die wir nicht persönlich kennen, hineinzuversetzen und Mitgefühl mit ihnen zu empfinden?

Auch die Nachrichten im Radio, die ich neulich hörte, erstaunten mich gleichermaßen:

Erste Meldung: Schauspieler Robin Williams ist tot. Ein Aufschrei geht durch die Welt. Eine lange Story zu seinem Leben und seinem Ende folgte.

Danach ein kurzer Satz: Über tausend Menschen an Ebola gestorben. Mehr nicht. Interessiert ja keinen, denn die kannte schließlich niemand.

Ich weiß, dass viele Leute das normal finden, aber mich entsetzt es. Ich fürchte, dass es genau diese Einstellung ist, die unseren Planeten in kürzester Zeit an den Rand seiner Zerstörung gebracht hat. Diese egozentrische Denkweise wird uns noch in ganz arge Schwierigkeiten bringen. Es ist höchste Zeit, sich mal darüber Gedanken zu machen.

(Inga Jung, August 2014)

Der Hund – Versuchstier des Jahres 2013

Im Tierversuch werden nach wie vor zahlreiche Tierarten auf unvorstellbare Weise gequält und missbraucht. Neben Millionen von Mäusen und Ratten, die wie Gegenstände behandelt und anschließend wie Müll entsorgt werden, rücken auch die grausamen Affenversuche immer wieder in das Zentrum der Diskussion. Und auch Hunde müssen immer noch für oftmals sinnlose Versuche hinhalten. Betroffen sind vor allem Beagles, die sich gut eignen, weil sie einen sanften Charakter haben und sich gut in Gruppen halten lassen.

Durchgeführt werden zum Beispiel Giftigkeitsexperimente, das heißt, es wird getestet, wie giftig bestimmte Substanzen für den Hund sind. Das Unsinnige dabei ist unter anderem, dass diese Tests meist im Vorfeld schon an Ratten und Mäusen durchgeführt worden waren, es aber eine Vorschrift gibt, die regelt, dass zusätzliche Toxikologietests an einer Nicht-Nagetierspezies durchgeführt werden müssen, obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, dass hierdurch keine zusätzlichen Erkenntnisse gewonnen werden. Wie so oft im Tierversuch handelt es sich auch hier um eine sinnlose Quälerei, die keinen Nutzen für die Wissenschaft hat.

Ein Hund, der an diesen Studien teilnimmt, überlebt nicht, denn auch wenn er nicht bereits unter Qualen an den Folgen des Giftes gestorben ist, das ihm täglich verabreicht wurde, wird er spätestens zum Ende der Studie getötet, um seziert werden zu können.

Ich frage mich immer wieder, wie erschreckend abgestumpft und gefühlskalt die Menschen sein müssen, die die Versuche durchführen, denn wer die Tiere als das sieht, was sie sind – als Lebewesen mit Gefühlen, die durchaus sehen und verstehen, was in den Laboren vor sich geht – der würde vermutlich nach kurzer Zeit in diesem Job zusammenbrechen. Und doch gibt es erstaunlich viele Menschen, die diese Arbeit Tag für Tag machen, sonst würden nicht so viele Tiere in den Laboren zu Tode gefoltert werden.

Der Tierversuch ist ein starker Wirtschaftszweig, weshalb er leider in der Politik viele Unterstützer findet. Es gibt inzwischen gute Alternativen zum Tierversuch, und es ist erwiesen, dass die Erkenntnisse aus Tierversuchen nicht auf dem Menschen übertragbar sind. Auch wer meint, Tierversuche seien notwendig, um medizinische Forschung zu betreiben, der muss früher oder später einsehen, dass die Ergebnisse, die an Tieren gewonnen wurden, bei Menschen oftmals wieder ganz andere Auswirkungen zeigen, denn wir sind einfach zu verschieden. Es ist wesentlich erfolgversprechender, mit menschlichen Zellkulturen zu arbeiten, wie es vielerorts schon gemacht wird. Die auch in 2013 erfolgten und für die kommenden Jahre geplanten Neueröffnungen riesiger Versuchslabore, die den Staat Milliarden gekostet haben – und zu einem Großteil von unseren Steuern finanziert wurden – wirken diesen Erkenntnissen gegenüber wie der blanke Hohn.

Und selbst wenn es endlich so weit ist, dass ein Verbot bestimmter Tierversuche ausgesprochen wird, dauert es oft noch Jahre bis zur endgültigen Umsetzung, denn die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. Nehmen wir beispielsweise das EU-weite Verbot von Tierversuchen für Kosmetikprodukte, das im Jahr 2003 beschlossen, aber erst 2009 umgesetzt wurde. Und erst 2013 trat nun auch das EU-weite Verkaufsverbot von Kosmetika in Kraft, die in Tierversuchen getestet wurden. Ganz zu schweigen davon, dass es Firmen gibt, die Mittel und Wege gefunden haben, dieses Verbot zu umgehen, und die immer noch an Tieren testen.

Nach wie vor sterben jährlich viele Millionen Tiere qualvoll im Tierversuch. Und das in der Mehrzahl der Fälle absolut ohne Nutzen für die Wissenschaft. Es ist einfach nur unfassbar, dass in unserem Land so etwas immer noch nicht nur möglich ist, sondern auch noch vom Staat gefördert wird.