Jeder weiß es: Wir produzieren viel zu viel Plastik, das viel zu schnell wieder im Müll landet und nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unsere eigene Gesundheit gefährdet. Und wie man es auch dreht und wendet, es bleibt doch dabei: Am besten ist es, wenn gar nicht erst so viel Plastik hergestellt wird.
Das heißt, wir alle als Verbraucher sind gefragt, mit unserem Konsumverhalten dazu beizutragen, dass die Plastikproduktion nicht noch mehr ausartet. Und das bedeutet, möglichst wenig Plastik zu kaufen. Vor allem in Bezug auf die Dinge, die wir nicht lange benutzen werden.
Denn es ist natürlich ein Unterschied, ob ich mir einen Eimer aus Plastik kaufe, den ich die nächsten 20 Jahre in Haushalt und Garten benutzen werde, oder ob ich mir Duschgel in einer Plastikverpackung kaufe, die in ein paar Wochen wieder im Müll landet. Auch dann, wenn diese Verpackung theoretisch recyclingfähig ist. Denn ob sie wirklich zu 100 Prozent recycelt wird, das weiß ich nicht und das kann ich auch nicht beeinflussen. Also ist es besser, diesen Müll gar nicht erst zu kaufen. Dann veranlasst man auch nicht dessen Produktion.
Nun schaut man sich um und stellt fest: Wir sind umgeben von Plastik. Wo fängt man denn bloß an?
Geht man in den (Bio-)Supermarkt, ist die Verzweiflung schnell da. Denn für viele Lebensmittel gibt es gar keine Alternativen ohne Plastikverpackung. Ein paar Möglichkeiten hat man aber immer. So bringen zum Beispiel die meisten Obst- und Gemüsesorten ihre eigene Verpackung mit. Es ist völlig unnötig, sie in eine Tüte zu tun. Man kann sie einfach lose in den Einkaufswagen legen. In den meisten Märkten wird ohnehin an der Kasse abgewogen, und so muss man sich auch nicht mehr wie früher erklären, für wie viele Äpfel nun der Preisaufkleber gilt. Für kleineres Obst und Gemüse wie Cherrytomaten (die wir übrigens in den Sommermonaten selbst ziehen und ernten) oder Weintrauben gibt es in unserem Bio-Supermarkt Papiertüten. Hin und wieder habe ich das auch schon in konventionellen Supermärkten gesehen, diese ziehen langsam nach. Diese Papiertüten kann man übrigens noch wunderbar für den Biomüll wiederverwenden.
Es gibt auch inzwischen ein paar Hafermilch-Produzenten, die Glas-Pfandflaschen anbieten. Das finde ich großartig. Die von mir hauptsächlich gekaufte Barista-Hafermilch habe ich bisher aber leider nur im Tetrapak entdeckt. Ich hoffe, da tut sich bald noch was.
Auch Fruchtsäfte gibt es in Glas-Pfandflaschen. Das ist auf jeden Fall besser als Plastik oder ein Tetrapak.
Und wer Mineralwasser in Flaschen kauft, sollte auf jeden Fall darauf achten, Glas-Pfandflaschen von einem Anbieter aus der Region zu kaufen. Warum sich Plastikflaschen verbieten, sollte klar sein (auch aus gesundheitlichen Gründen). Glasflaschen aus der Region haben zudem eine deutlich bessere Ökobilanz als Glasflaschen, die per LKW weite Wege zurücklegen. Denn Glas ist schwer und steigert dadurch die Emissionen des LKW. Die Transportwege sollten deshalb möglichst nicht zu lang sein.
Im Lebensmittelbereich habe ich allerdings bei vielen Produkten aktuell noch vor der Plastikflut kapituliert. Haben wir die Wahl z.B. zwischen einer Plastikverpackung und einem Glas, dann lassen wir das Plastik natürlich im Regal stehen, aber häufig gibt es diese Alternative schlicht nicht.
Selbstverständlich kann man auch zu einem Unverpackt-Laden fahren, wenn man einen in der Nähe hat. Aber auch diese Läden stoßen bei manchen Produkten an ihre Grenzen.
Viele Möglichkeiten der Plastikvermeidung gibt es hingegen im Kosmetik-, Hygiene- und Reinigungsmittelbereich. Aber bevor man jetzt losrennt, sich in blindem Aktionismus eine Bambus-Zahnbürste kauft und damit ein wunderbar reines Gewissen hat, sollte man sich doch erst mal überlegen, welche Artikel im eigenen Leben überhaupt den meisten Müll verursachen. Das ist auch eine ganz individuelle Sache.
Ich gehöre beispielsweise zu diesen Leuten, denen permanent die Nase läuft. Im Herbst und Winter wegen des kalten Windes und im Frühjahr und Sommer wegen des Heuschnupfens. Ich habe daher im Laufe meines Lebens Berge an Papiertaschentüchern (mit den dazugehörigen Plastikverpackungen) entsorgt. Damit sollte endgültig Schluss sein. Ich besann mich auf die guten alten Stofftaschentücher, die mein Vater früher immer mit sich herumtrug. Warum nicht? Also auf in die Stadt und einen ordentlichen Vorrat Stofftaschentücher gekauft.
Anfangs war es etwas komisch, sich damit die Nase zu putzen. Wenn man das noch nie gemacht hat, kommt es einem irgendwie „verboten“ vor, als würde man sich in ein Kleidungsstück schneuzen. Aber das ist reine Gewohnheitssache. Inzwischen nutze ich schon seit über drei Jahren nur noch Stofftaschentücher. Wenn man sie zusammen mit Handtüchern und Bettwäsche bei 60 Grad wäscht, werden sie wunderbar sauber und haben überhaupt keinen Nachteil im Vergleich zu den Papiertaschentüchern. Und unser Restmüllvolumen hat sich allein durch diese Maßnahme fast um die Hälfte reduziert.
Was verursacht noch viel Plastikmüll? Da brauchte ich nicht lange zu überlegen. Ich verbrauche mit zwei Hunden jedes Jahr 1.100 Hundekotbeutel. Und das obwohl ich auf dem Dorf lebe und hier in Wald und Feld nicht mal jeden Haufen aufsammele. In der Stadt dürfte die Rechnung etwa doppelt so hoch ausfallen. Was gibt es da an Alternativen?
Mit Schaufel und Besen durch die Gegend zu laufen finde ich unhygienisch. Papiertüten sind schwierig zu handhaben und nicht gerade wasserfest. Ist der Kot nicht ganz hart, kann das schnell eklig werden.
Ich habe mich für einen Kompromiss entschlossen und kaufe seit einigen Jahren kompostierbare Hundekotbeutel. Die nutzt man genau wie Plastikbeutel, und sie sind gut zu handhaben. Die Beutel sind auf einem Pappröllchen aufgerollt und werden zu je acht Rollen in einer Karton-Umverpackung verkauft. Leider dürfen sie nicht in die Biotonne. Man muss sie genau wie die Plastiktüten über den Restmüll entsorgen, und in der Verbrennung ist ihre Ökobilanz nicht viel besser als die von Plastik. Trotzdem ist das für mich eine gute Alternative, denn falls doch mal eine Tüte auf irgendwelchen Wegen in der Natur landen sollte, warum auch immer, wäre das dann nicht so dramatisch wie bei einer Plastiktüte.
Denken wir weiter und kommen ins Badezimmer. Da fällt mir zuerst das Klopapier ins Auge. Hier ist es zunächst extrem wichtig, 100% Recyclingpapier zu kaufen. Es gibt einfach nichts Absurderes als Bäume abzuholzen, nur um Klopapier daraus zu machen. Irgendwie auch ein entwürdigender Gedanke. Und völlig unsinnig. Unsere Papiermülltonnen sind voll, Papierrecycling ist möglich und wird auch durchgeführt. Und gerade Klopapier, das aus bekannten Gründen nicht noch einmal wiederverwertet werden kann, sollte auf jeden Fall ein Recyclingprodukt sein. Hat jetzt nichts mit Plastikmüll zu tun, aber mir war es trotzdem wichtig, das zu erwähnen.
Kommen wir zur Umverpackung. Es gibt bereits ein paar Hersteller, die Klopapier in einer Papierverpackung verkaufen. Meist ist dann allerdings das Klopapier selbst kein Recyclingpapier, was dem Umweltschutzgedanken wiederum widerspricht. Ich persönlich setze einfach auf Wiederverwendung. Wenn man die Umverpackung der Klopapierrollen am oberen Ende abschneidet, eignet sie sich ganz wunderbar als Müllbeutel für kleine Mülleimer. So tun sie in ihrem zweiten Leben etwas Nützliches, und ich muss keine Müllbeutel kaufen. Und solange wir noch ein wenig Restmüll produzieren, passt diese Lösung für mich sehr gut.
Wir bewegen uns weiter durchs Badezimmer und finden noch zahlreiche Produkte, bei denen man sogar komplett auf Plastik verzichten kann. Aber dazu mehr in Teil 2 dieser Ideensammlung …
(Inga Jung, Februar 2023)