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Gedanken über den Tierschutz

 

Tierschutz geht uns alle etwas an. Solange wir in einer Welt leben, in der Tiere direkt durch Misshandlung, Nutztierhaltung, Versuchstierhaltung etc. oder auch indirekt durch die Zerstörung ihrer Lebensräume ausgebeutet und bedroht werden, ist Tierschutz elementar. Wir brauchen mutige Menschen, die nicht wegsehen, sondern handeln. Die dort, wo sie können, zupacken und helfen.

Aber Tierschutz fängt auch im Kleinen an, im Alltag. Jeder, der ein Haustier hält, muss sich der Verantwortung bewusst sein, die er trägt. Er muss sich dessen bewusst sein, dass er dafür Sorge zu tragen hat, dass es diesem Tier gut geht und dass es nicht leiden muss. Und zwar ein Leben lang. Nicht nur solange es dem Menschen nützt, sondern auch dann, wenn es mal nicht so glatt läuft. Ein Haustier zu adoptieren bedeutet, eine Partnerschaft fürs Leben einzugehen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Auch die Hundeverhaltensberatung ist oft aktiver Tierschutz. An das Verhalten von Hunden werden heutzutage enorme Anforderungen gestellt, denen kaum ein Hund entsprechen kann. Viele Menschen erwarten zu viel von ihrem Hund, sind frustriert, wenn es nicht klappt, und greifen dann zu drastischen Maßnahmen. Oft sehe ich, dass Hunde durch unangemessene Strafen enorm unter Druck gesetzt und völlig überfordert werden. Und dann wundern sich die Menschen, dass ihre Hunde das Vertrauen in sie verlieren.

Mein Job besteht oft darin, den Übersetzer zu spielen und den Menschen zu erklären, dass ihr Hund sie keinesfalls ärgern will, sondern dass sie ihm einfach mehr Zeit lassen und ihm eine Rückmeldung geben müssen, wenn er etwas gut macht. Das alleine genügt manchmal schon, um die Beziehung zwischen Hund und Mensch entspannter und liebevoller werden zu lassen. Empathie und Mitgefühl mit dem Hund ist keineswegs als Schwäche oder Vermenschlichung zu deuten, sondern für eine gute Beziehung zum Hund einfach unerlässlich.

Aber wir müssen an alle Tiere denken und nicht nur an unsere Haustiere. Auch die sogenannten Nutztiere haben Gefühle, auch sie empfinden Schmerz, Angst und Trauer, das leugnet heutzutage keiner mehr, auch wenn die meisten Menschen es nur allzu gern verdrängen möchten.

Dabei ist „keine Zeit“ oder „kein Geld“ nun wirklich kein Argument, mit dem man sich hier aus der Verantwortung stehlen könnte. Niemand muss gleich eine Stiftung gründen oder vor einem Schlachthof eine Demo veranstalten, um dazu beizutragen, dass das Leid der Tiere geringer wird.

Es würde schon ausreichen, wenn jeder Mensch sich Gedanken darüber machen würde, was er isst, was für Kleider und Schuhe er trägt und was er seinen Haustieren zu fressen gibt. Wir wissen heute, dass der übermäßige Verzehr von Fleisch alles andere als gesund für uns Menschen ist. Warum also nicht einfach mal seltener Fleisch kaufen und das Geld, das man dadurch gespart hat, in Bio-Fleisch investieren? Oder, noch besser und keinesfalls ungesund, einfach komplett auf Fleisch verzichten.

Auch die konventionelle Produktion von Milch und Eiern ist kein Vergnügen für die Tiere. Glücklicherweise gibt es inzwischen in jedem Supermarkt eine große Auswahl an Bio-Produkten. Der Käufer hat die Wahl, welche Art der Tierhaltung er mit seinem Geld unterstützen und finanzieren möchte, denn schließlich geht es hier um Lebewesen, das darf man nie vergessen.

Das Billigfleisch aus der Massentierhaltung findet sich natürlich auch im Hundefutter wieder. Und die Stresshormone und Medikamente, die im Fleisch dieser Tiere enthalten sind, greifen auch die Gesundheit unserer Hunde an. Bio-Hundefutter kann man sich vielleicht nicht jeden Tag leisten. Aber es ist schon ein Anfang, es hin und wieder mal zu kaufen. Und es hat noch keinem Hund geschadet, ein- bis zweimal in der Woche einen vegetarischen Tag einzulegen, im Gegenteil, viele Hunde sind richtig wild auf Gemüse und Kartoffeln.

Echtpelzbesatz an Jacken, Handschuhen und Mützen ist seit einigen Jahren wieder absolut im Trend, und viele Menschen kaufen diese Kleidung völlig gedankenlos. Dabei steckt dahinter eine grausame Industrie, die man mit dem Kauf solcher Ware weiter finanziert.

Und auch wer für die Forschung spendet oder Reinigungsmittel kauft, sollte immer genau nachfragen, ob er mit seinem Geld nicht unbewusst sinnlose und grausame Tierversuche finanziert.

So können wir alle aktive Tierschützer sein, allein dadurch, dass wir bewusst in den Supermarkt gehen und nicht immer nur das billigste Produkt kaufen, sondern darüber nachdenken, was wir da in unseren Einkaufswagen legen und welche Auswirkungen dies hat. Wir alle tragen vielleicht unbewusst dazu bei, dass weiterhin Tiere für den Menschen leiden und sterben, aber wir können das ändern, indem wir einfach etwas bewusster durchs Leben gehen.

Es wäre schön, wenn wir in einer Welt leben würden, in der Tierschutz gar nicht notwendig ist, weil kein Tier missbraucht und misshandelt würde. Aber solange dies nicht der Fall ist, müssen wir alle aufmerksam durchs Leben gehen und aktiv dazu beitragen, dass wir das Leid der Tiere nicht noch vergrößern.

(Inga Jung, Januar 2015)