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Utopie

 

Was wäre, wenn es auf einmal auf der Erde eine Spezies gäbe, die genauso grausam und erfindungsreich wäre wie der Mensch? Sagen wir, diese Spezies nennt sich „Abc“.

Diese Abcs würden anfangen, Menschen zu züchten, sie gegen ihren Willen zu verpaaren und so viele Kinder wie möglich bekommen zu lassen. Die meisten Menschen, die so in Massen produziert werden, nennt die Spezies Nutz-Menschen.

Den Müttern wird ihr Baby kurz nach der Geburt weggenommen, damit ihre Milch abgezapft werden kann, bis sie erneut ein Kind erwarten und sich das Ganze wiederholt.

Wer keine Kinder mehr bekommen kann, wird auf einen Transporter geladen und in einem von vielen riesigen Todeshäusern qualvoll und unter großer Angst ermordet. Wer noch genießbar ist, wird zu Fleisch und Wurst verarbeitet. Ansonsten wird aus der Haut der Menschen Leder gemacht, mit dem Möbel und Autositze bezogen und Schuhe angefertigt werden.

Die Kinder der Nutz-Menschen werden einige Jahre lang auf engstem Raum zusammengedrängt in Hallen am Leben gehalten und gemästet, dann werden auch sie auf Transporter geladen und nach einer oft stundenlangen Fahrt in Hitze und Enge in einem der Todeshäuser ermordet.

Die Jungs werden nach einigen Monaten kastriert, damit ihr Fleisch zarter wird. Aus Kostengründen wird ohne Betäubung kastriert. Schmerzmittel gibt es auch keine, es sind ja nur Nutz-Menschen, für deren Wohlergehen sich kaum jemand interessiert, und die Schmerzmittel würden die Qualität des Fleisches beeinträchtigen.

Einige Millionen Menschen werden für Versuchslabore abgezweigt oder sogar speziell dafür gezüchtet. In den Laboren werden sie mit grausamen Experimenten gefoltert, die sie meist nicht überleben. Wenn gerade keine Experimente stattfinden, vegetieren sie in klinisch sauberen komplett gefliesten Gefängniszellen ohne Sonnenlicht vor sich hin.

Die meisten von uns werden niemals älter als 20 Jahre werden, viele sterben schon im Kleinkind-Alter, denn die Spezies hat einen enormen Hunger auf unser Fleisch, und das schmeckt nun einmal nicht mehr, wenn wir alt werden. Außerdem wäre es zu kostenintensiv, so viele Menschen zu lange durchzufüttern. Wir dürfen nur so lange leben, bis wir unser optimales Schlachtgewicht erreicht oder genügend Kinder geboren haben. Aber das Leben, das wir haben, ist ohnehin mehr ein Dahinvegetieren. Wir sehen niemals die Sonne und spüren niemals das Gras unter den Füßen. Wir leben auf Plastikboden und hocken in unseren eigenen Fäkalien.

Dann gibt es ein paar besondere Menschen, die von der uns beherrschenden Spezies im Haus gehalten werden. Diese nennt man Haus-Menschen. Meist werden sie im Kleinkindalter ins Haus gebracht, weil sie dann besonders anpassungsfähig sind. Manche werden gut behandelt, andere werden als Spielzeug für den Nachwuchs angeschafft, manche werden geschlagen und missbraucht. Wer Glück hat, kommt zu einigermaßen netten Vertretern der Abcs, aber wer Pech hat, kommt zu besonders grausamen, und denen ist er dann sein Leben lang komplett ausgeliefert. Oft werden die Haus-Menschen mit dem Fleisch von Nutz-Menschen gefüttert, unter anderem weil das durch die Massenmenschenhaltung sehr günstig zu bekommen ist. Diese privilegierten Haus-Menschen leben häufig in Käfigen und entwickeln dann Verhaltensstörungen, aber zumindest werden sie nicht ermordet. Wer in der Lage ist, sich an dieses unnatürliche Leben anzupassen, der kommt einigermaßen gut zurecht.

Eine relativ kleine Gruppe Menschen darf in den Feldern und Wäldern frei leben, man nennt sie Wild-Menschen. Aber sie müssen täglich um ihr Leben fürchten, denn die Abcs haben Spaß daran, sie zu jagen, und tun dies als Hobby in ihrer Freizeit. Einige der Jäger sind auf das Fleisch der frei lebenden Menschen aus, andere stopfen die Menschen aus und stellen sie sich als Trophäen in ihre Häuser oder hängen sich ihre präparierten Köpfe an die Wände. Vorzugsweise geschieht dies in den Restaurants, in denen es auch das Fleisch dieser Menschen zu essen gibt. Manchmal werden Treibjagden veranstaltet, auf denen dann bis zu 1000 Menschen auf einmal ermordet werden. Die Jäger legen sie dann in einer Reihe hin und machen stolz Fotos von den Leichen.

 

Diese Utopie, die sich anhört wie die Idee für ein Horrorfilm, ist gar nicht so weit hergeholt. Es ist tägliche Realität für Millionen von Tieren. Genau so und nicht anders gehen wir mit den Lebewesen, mit denen wir unseren Planeten teilen, um.

Und es ist keineswegs so, dass man Menschen und Tiere nicht in dieser Form vergleichen könnte. Es ist eine Tatsache, die nicht mehr angezweifelt wird, dass Schweine und Kühe ebenso ein Bewusstsein besitzen wie wir Menschen und durchaus in der Lage sind zu verstehen, was wir ihnen antun. Sie begreifen, dass wir sie quälen. Wenn sie ins Schlachthaus getrieben werden, wissen sie, was das bedeutet, und sie haben Angst. Todesangst.

Und warum diese ganze Quälerei? Damit wir Menschen billiges Fleisch essen und billige Lederschuhe kaufen können, damit wir billige Milch, billige Eier und billigen Käse bekommen. Wir unterscheiden uns in keinster Weise von den Abcs. Wir tun exakt dasselbe wie sie. Und das, was wir tun, wird von uns nur deshalb nicht als ein Verbrechen empfunden, weil wir selbst nicht die Opfer sind. Die Opfer sind die anderen. Wir selbst sind nicht betroffen, also ist es nicht so schlimm.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, zu welch grausamen Taten Menschen in der Lage sind, wenn ihr Tun gesellschaftlich akzeptiert und durch irgendeine Ideologie begründet ist. Da metzeln Missionare tausende von Menschen nieder, weil diese nicht bereit sind, sich ihrem Glauben anzuschließen. Da infizieren Pioniere ganze Völker mit tödlichen Krankheiten, weil sie meinen, sie hätten Anspruch auf das Land, auf dem diese seit Urzeiten gelebt hatten. Da vergasen Menschen Millionen von Menschen in Konzentrationslagern, weil Propagandafilme und Hetzreden sie davon überzeugt haben, dass deren Leben nichts wert sei. Da schlachten Menschen Milliarden von Tieren auf grausame Weise ab, weil sie ihr Fleisch essen oder zu Hundefutter verarbeiten oder auch einfach vergammeln lassen und wegwerfen wollen.

Alle diese Taten wurden von ganz normalen Leuten begangen. Leuten wie du und ich. Leuten, die in dem Moment geglaubt haben, sie täten das Richtige.

Alle diese Taten sind grausam und falsch, und es gibt keine einzige Begründung, die sie auch nur ansatzweise rechtfertigen könnte.

Wir müssen endlich aufhören, grundlos zu töten.

(Inga Jung, August 2015)

Muss im Hundefutter wirklich so viel Fleisch sein? Ein Erfahrungsbericht

 

Das Thema „Ernährung des Hundes“ ist konfliktreich wie kaum ein anderes. Wenn man beispielsweise in ein Hundeforum im Internet geht oder gar auf Facebook eine Frage zu dem Thema zu stellen wagt, wird man von allen Seiten gnadenlos bombardiert. Die verschiedenen Meinungen werden so vehement vertreten und Gegenargumente sofort niedergeschmettert, dass man meint, man sei ins Kreuzfeuer religiöser Fanatiker geraten. Dabei wollte man doch nur ganz unschuldig eine kleine Frage stellen …

Ich sage es gleich offen: Ich bin keine Ernährungsexpertin – weder in Bezug auf den Menschen, noch in Bezug auf den Hund. Was ich weiß, habe ich mir in mühevoller Arbeit selbst angelesen und im Leben mit meinen eigenen Hunden gelernt. Das ist ganz sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Was ich aber überhaupt nicht mag, sind Menschen mit festgefahrenen Meinungen, die nicht willens sind, sich mal einen neuen Standpunkt anzuhören. Daher habe ich mich entschlossen, einfach mal von meinen persönlichen Erfahrungen zu erzählen, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Früher habe ich den Leuten geglaubt, die erzählten, dass es für alle Hunde das Optimalste ist, wenn sie einen möglichst hohen Fleischanteil im Futter haben. Mindestens 70 Prozent. Alles andere wäre ungesund und unverantwortlich dem Fleischfresser Hund gegenüber. Ich als Vegetarierin habe es gehasst, meinen Hunden dieses Futter zu kaufen, zumal ich mir bei einem so hohen Fleischanteil natürlich kein Bio-Fleisch leisten konnte. Mir war klar, dass das viele Fleisch aus Massentierhaltung stammen musste, sonst wäre es nicht so günstig gewesen. Es drehte mir den Magen um, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen, ich wollte doch das Beste für meine Hunde.

Bis meine ältere Hündin an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung erkrankte. Vermutliche Ursache: zu viel tierisches Fett im Futter. Wie bitte? Wie kann das sein? Ich dachte, Fleisch wäre so gesund für die Hunde. Mein Tierarzt riet mir dazu, den Fleischanteil im Futter drastisch zu reduzieren und allgemein auf einen niedrigen Fettgehalt zu achten, um die angeschlagene Bauchspeicheldrüse meines Hundes zu entlasten. Nun gut – da mein Tierarzt in seiner Praxis auch Hundefutter einer für schlechte Zusammensetzung und Tierversuche bekannten Marke verkauft und sich somit in meinen Augen nicht gerade als Experte in dem Bereich outet, war ich zunächst skeptisch, aber das mit dem niedrigen Fettgehalt war einleuchtend. Ich begab mich also im Internet auf die Suche nach passenden Futtersorten.

Wichtig war mir, dass das Futter nicht hauptsächlich aus Weizen, Gerste, Mais und Co. bestand, denn ein hoher Anteil davon ist bekanntlich nicht so gesund für Hunde. Reis und Kartoffeln mögen meine Hunde gerne, das fand ich okay als Bestandteil des Futters. Gemüse musste außerdem zwingend drin sein, und möglichst keine unnötigen Füllstoffe wie Maiskleber. Nachdem ich einiges ausprobiert hatte, wurde ich bei einem Bio-Futtermittelversand fündig: ein Seniorenfutter mit sehr niedrigem Fettgehalt, Bio-Zutaten in Lebensmittelqualität, mit Reis, Karotten und Huhn. Zusätzlich probierte ich auch einige vegetarische Hundefuttermittel aus. An der Verdauung meiner älteren Hündin konnte ich immer sofort ablesen, ob ihr das Futter bekam oder nicht, und oh Wunder: Sie verträgt ein vegetarisches Trockenfutter überaus gut, obwohl dieses einen höheren Fettgehalt hat als unser früheres Futter mit dem hohen Fleischgehalt. Offenbar ist pflanzliches Fett für sie besser verwertbar als tierisches. So ähnlich hatte mein Tierarzt es mir auch zuvor schon gesagt, aber ich in meiner Skepsis musste es erst selbst erleben, um es wirklich zu glauben. Unglaublich, alles was ich bisher für wahr gehalten hatte, stimmte gar nicht. Das viele Fleisch war nicht nur nicht besonders gut für meinen alten Hund, es hatte ihn sogar krank gemacht. Und Futter ohne Fleisch vertrug er viel besser.

Für mich war das eine unglaublich interessante Erkenntnis, und natürlich freute ich mich auch, denn endlich konnte ich mich von dem Fleisch aus der Massentierhaltung guten Gewissens abwenden. Ich suchte nun auch für meine jüngere Hündin nach einer passenden Alternative und fand ein vegetarisches Trockenfutter, das eine gute Zusammensetzung hatte. Zusätzlich bekommt sie zur Abwechslung alle paar Tage selbstgekochte Kartoffeln, Möhren und Bioland-Geflügelfleisch.

Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass sich das Verhalten meiner jüngeren Hündin besserte. Ihre Anpassungsschwierigkeiten an Veränderungen hat sie natürlich nicht abgelegt, ein Deprivationsschaden kann nicht durch Futter verändert werden, aber sie ist im normalen Alltag sehr viel weniger explosiv und heftig als sonst. Möglich, dass das Zufall ist, aber es kann durchaus auch mit der Ernährungsumstellung zusammenhängen. Dass ein hoher Gehalt an tierischem Protein im Futter die Reizempfindlichkeit dafür anfälliger Hunde erhöht, ist schon lange bekannt, es wäre also nicht verwunderlich, wenn diese positiven Effekte sich durch die neue Fütterung ergeben hätten.

Dass Hunde mit vegetarischem Futter gut klarkommen, ist übrigens nicht verwunderlich, wenn man sich ihre Geschichte anschaut. Das Argument, der Hund stamme vom Wolf ab, zieht einfach nicht, denn Hunde haben sich in mehreren Zehntausenden von Jahren vom Wolf weg entwickelt und an das Leben mit dem Menschen angepasst. Hunde haben ein zusätzliches Enzym, mit dem sie Stärke aufspalten können, das dem Wolf fehlt. Und das nicht ohne Grund. Der heutige Zustand, dass wir billiges Fleisch im Überfluss haben, hat sich ja erst im Laufe der letzten hundert Jahre mit der Massentierhaltung eingestellt. Früher war Fleisch etwas Kostbares, das man nicht täglich zur Verfügung hatte. Kein Bauer hätte früher seinen Hund mit Fleisch gefüttert, im Gegenteil, der hat ein paar Küchenabfälle bekommen und vielleicht etwas Hafergrütze. Ich denke, die Hunde haben sich im Laufe der Jahrtausende sehr gut an eine weitgehend vegetarische Ernährung angepasst, und ihre Verdauung ist nun viel eher mit dem ganzen ungewohnten Fleisch überfordert.

Insgesamt muss ich sagen, ich bin mit dieser Lösung, die ich für meine Hunde gefunden habe, absolut zufrieden. Das Bio-Seniorenfutter ist zwar unglaublich teuer, aber die Fröhlichkeit und offensichtliche Beschwerdefreiheit meiner alten Hündin rechtfertigt diese Ausgabe allemal. Dadurch merkt man erst, wie schwer ihr das frühere Futter im Magen lag. Und die Lösung für meine jüngere Hündin ist nicht kostspieliger als unser früheres Futter.

Es werden keine Tiere in Massentierhaltung mehr gequält, damit meine Hunde sich von ihnen ernähren können, und das neue Futter bekommt meinen Hunden sogar noch besser als unsere früheren Futtermittel. Für mich ist es optimal so, und ich kann nur jedem ans Herz legen, sich zu überlegen, ob konventionelles Futter mit Fleisch aus Massentierhaltung wirklich notwendig ist. Ein, zwei vegetarische Tage in der Woche schaden keinem Hund, dafür kann man sich dann auch ab und zu mal Bio-Fleisch leisten. Man muss ja nicht gleich komplett auf vegetarisches Futter umstellen. Durch diese Kleinigkeiten kann auch jeder Hundehalter dazu beitragen, dass sich die Lebensumstände für viele Nutztiere verbessern.

(Inga Jung, Mai 2015)