Rücksichtnahme

Wer im Oktober 2012 auf einem meiner Vorträge war oder aber wer mein Buch über den Australian Shepherd gelesen hat, der weiß, dass mir ein Thema sehr am Herzen liegt: das rücksichtsvolle Verhalten von Hundebesitzern in der Öffentlichkeit.

Wir haben die großartige Chance, durch unser Verhalten den Menschen, die keine Hunde mögen oder Angst vor Hunden haben, zu zeigen, dass wir verantwortungsbewusst handeln und Rücksicht nehmen.

Hin und wieder kommen Hundebesitzer zu mir mit der Frage, wie sie ihrem Hund abgewöhnen können, draußen immer an fremden Menschen hochzuspringen. Das ist in meinen Augen eine Frage, die komplett überflüssig ist, denn wenn man als Hundebesitzer seiner Aufsichtspflicht nachkommt, dann nimmt man seinen Hund sowieso bei Fuß oder an die Leine, wenn einem Spaziergänger, Jogger, Radfahrer oder andere Freizeitsportler entgegenkommen. Tut man das, dann hat der Hund gar keine Gelegenheit auf die Idee zu kommen, diese Leute anzuspringen, und damit erübrigt sich das Problem.

Auch für Hundeauslaufgebiete gilt die Vorschrift, dass dort freilaufende Hunde jederzeit unter der Kontrolle ihrer Besitzer sein müssen. Nur weil ich mich in einem Hundeauslaufgebiet befinde, heißt das keineswegs, dass sich jeder Spaziergänger, der dort hindurchläuft, von meinem Hund belästigen lassen muss. Leider scheinen das viele Hundebesitzer nicht zu wissen, denn ich hörte schon öfter von Hundebesitzern Kommentare wie „wer hier joggt, ist selber schuld, das ist Hundezone“, „der tut doch nichts, die sollen sich nicht so anstellen“ oder gar „ich bin doch haftpflichtversichert, falls einer über meinen Hund stolpert“.

So zu denken ist schlicht verantwortungslos. Es geht ja nicht nur um finanzielle Konsequenzen. Es geht darum, dass wir in einer menschlichen Gesellschaft leben, in der auch Nichthundehalter das Recht auf Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse haben und in der Lage sein sollten, gefahrlos ein Hundeauslaufgebiet zu durchqueren.

Auch Hunde, die sich eigentlich nicht für fremde Menschen interessieren und an Passanten vorbeilaufen, können plötzlich auf der anderen Seite des Weges etwas Interessantes riechen und dann auf einmal direkt vor dem nahenden Radfahrer den Weg kreuzen, und schon ist das Unglück passiert. Es sind eben Hunde, und Hunde sind nicht immer berechenbar.

Daher ist es immer eine gute Idee, seinen Hund zu sich zu rufen, wenn einem auf dem Spaziergang fremde Menschen oder Reiter oder auch Menschen mit angeleinten Hunden entgegenkommen. Nur durch rücksichtsvolles Verhalten werden wir weiteren Verboten und schärferen Hundegesetzen vorbeugen können, denn nur dann wird es irgendwann niemanden mehr geben, der Grund hat, sich über unsere Hunde zu beschweren.

Und ganz nebenbei haben eure Hunde auch Spaß daran, wenn sie auf dem Spaziergang ab und zu mal gerufen – und fürs Kommen natürlich gelobt – werden. Das bringt Abwechslung in die Gassirunde und steigert die Kooperationsbereitschaft eurer Hunde auch draußen, unter Ablenkung.

(Inga Jung, erstmals veröffentlicht im Newsletter März 2013)